Gold für Korea und China – und viele Favoritenstürze

In den beiden leichtesten Gewichtsklassen, stürzten die Topfavoriten einer nach dem anderen: Am ersten Tag der olympischen Taekwondowettkämpfe waren Insider mehr als verblüfft, wie einige der bekanntesten Taekwondosportler bereits in der ersten oder zweiten Runde ausschieden.

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IOC Präsident Dr. Thomas Bach und WTF Präsident Dr. Chungwon Choue bei den Finales

Das Publikum in der Carioco Arena 3 im Barra Olympic Park sorgte den ganzen Tag lang für Stimmung. Der prominenteste Gast war sicherlich IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, der die Finales besuchte.

 

 

Damen –49 kg

Gold: Sohui Kim (KOR)
Silber: Tijana Bogdanovic (SRB)
Bronze: Patimat Abakarova (AZE)

Bronze: Panipak Wongpattanakit (THA)

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Tijana Bogdanovic und Sohui Kim

Sohui Kim, Setznummer 7 aus Südkorea, sah sich im Finale der Serbin Tijana Bogdanovic mit der Setznummer 8 gegenüber. Früher am Tage hatte die Serbin die Taekwondo-Welt überrascht, indem sie die vermutlich dominanteste weibliche Athletin im Taekwondo geschlagen hatte, die Chinesin Wu Jingju. Bogdanovic hatte sich sich glasklar mit 17 : 7 Punkte durchgesetzt – und Wu einen Strich durch die Rechnung gemacht, die in Rio ihr drittes Olympiagold angepeilt hatte.

Im Verlauf des Finales zwang die hochgewachsene Serbin die Koreanerin dazu, sich vor allem am Mattenrand aufzuhalten. Doch es war die Koreanerin, die mit ihrer exakteren Beinarbeit die erste Runde mit 2:1 für sich entschied. In der zweiten Runde landete Kim einen Kopftreffer und es stand 5:2 für Korea. In der dritten Runde erhöhte Bogdanovic den Druck und jagte ihre Gegnerin über die Matte – doch Kim hielt dem verzweifelten Schlussangriff stand und gewann mit 7 : 6 Olympiagold. Nach dem Match sagte sie Koreanerin, sie habe darum „gebetet, Siegerin zu werden“ und bedankte sich bei ihrer Familie und ihrem Land für die Unterstützung.

Patimat Abakarova besiegt Topfavoritin Jingju Wu
Patimat Abakarova besiegt Topfavoritin Jingju Wu

Die „glücksgelben“ Dobokhosen, die China gewählt hatte, wirkten jedenfalls nicht bei Superstar Wu: Sie verlor das erste Trostrundenmatch gegen die Aserbaidschanerin Patimat Abakarowa mit 3 : 4. „Ich weiß auch nicht warum“, gab sie zu. Da sie für nächstes Jahr plant, ein Kind zu bekommen, ist ihre sportliche Zukunft unsicher. Gefragt, ob sie in Tokio 2020 auftauchen wird, meinte sie: „Vielleicht – aber vielleicht nicht als Sportlerin.“

Im zweiten Trostrundenmatch besiegte Paniak Wongpattanakit (Thailand) die Peruanerin Julissa Diaz mit 4 : 2 Punkten.

Den ersten Kampf um Platz 3 bestritten Yasmina Aziez (Frankreich) gegen die Aserbaischanerin Patimat Abakarova. Nach einer glanzlosen ersten Runde legte Abakarova einen Gang zu und führte 3 : 1. In der dritten Runde versuchte Aziez zurück zu schlagen, kam aber trotz ihres Größenvorteils nicht recht zum Zuge. Das Match endete 7 : 2 für Abakarova.

Im zweiten Kampf um Bronze traf Panipak Wongpattanakit (Thailand) auf Iztel Majarrez (Mexiko). Die Thailänderin nutzte ihre langen Beine für eine frühe 9 : 0 Führung. Nach einem actionreichen Kampf ging Bronze klar an die Thailänderin, Endstand  war 15 : 3.

Herren – 58 kg

Gold: Shuai Zhao (CHN)
Silber: Tawin Hanprab (THA)
Bronze: Luisito Pie (DOM)

Bronze: Taehun Kim (KOR)

Gold für Shoai Zhao
Gold für Shoai Zhao

Um Gold kämften Shuai Zhao (China) mit der Setznummer 8 und Tawin Haprab (Thailand) mit der Setznummer 15. Es war ein ungleicher Kampf, da der Chinese den Thailänder um Kopfeslänge überragte. Zhao punktete zuerst, doch der Thailänder ließ sich nicht einschüchtern und konterte die chinesischen Angriffe indem er die Distanz verkürzte. Zhao blieb ruhig und hielt Abstand, dank eines Drehkicks zum Körper entschied er die erste Runde 3 : 0, die zweite dann 4 : 1. In den letzten 35 Sekunden der dritten Runde boten beide Kämpfer Höchstleistungen, der viel kleinere aber mutige Thailänder drängte den Chinesen sogar von der Matte – aber am Ende lag der Vorteil mit 6 : 4 Punkten bei China. Zhao drehte die verdiente Ehrenrunde mit flatternder Flagge um die Matte. „Ich war ein bisschen nervös, aber ich habe einfach gemacht, was mein Coach mir gesagt hat. Ich fühle mich großartig“, versicherte der Olympiasieger. Was er nicht wusste war, dass Wu wenig früher den chinesischen Reportern gesagt hatte: „Ich hoffe, er bekommt all mein Kampfglück – ich hoffe er wird der neue Anführer des chinesischen Taekwondo.“

Der iranische "Tsunami" unterliegt Omar Hajjami aus Marokko
Der iranische „Tsunami“ unterliegt Omar Hajjami aus Marokko

Alle Vorhersagen hinsichtlich der Gewinner in dieser Kategorie waren gründlich über den Haufen geworfen worden. Der erste Schock kam, als der iranische Superstar Farzan „Tsunami“ Ashourzadeh Fallah – die Setznummer 1 und der Mann, den Insider für fast unbesiegbar gehalten hatten – seinen ersten Kampf gegen Marokkaner Omar Hajjamit mit der Setznummer 16 verlor. Wenig später wurde der Koreaner Taehun Kim (Setznummer 2) von dem auf Nummer 15 gesetzten Tawin Hamprab (Thailand) geschlagen.

Im ersten Trostrundenmatch besiegte Jesus Tortosa Cabrera (Spanien) Omar Hajjamit. Im zweiten setzte sich Taehun Kim gegen den Australier Safwan Khalil  durch.

Lusito_Pie
Luisito Pie

Im ersten Kampf um Platz 3 trafen Luisito Pie (Dominikanische Republik) und Tortosa Cabrera aufeinander. Pie führte mit 5 : 0, doch in den letzten Sekunden des Kampfes landete der Spanier einen Punkt, gefolgt von einem spektakulären Drehkick zum Kopf und das Match ging in die Verlängerung. Hier war Pie nicht zu bremsen und holte Bronze, worauf er das Publikum erfreute, indem er mit seiner Flagge auf der Matte tanzte.

Den zweiten Bronze Kampf fochten Navarro Valdez (Mexiko) und Taehun Kim aus. Beide weigerten sich zurück zu weichen, kämpften in der Mitte der Matte und brachten Kick für Kick an. Trotzdem endete die erste Runde 0 : 0. Nach einem engen und hart umkämpften Match stand es 7 : 5 für den Koreaner, der sich somit Platz 3 sicherte.

Aus europäischer Sicht…

…überzeugten am ersten Wettkampftag vor allem die Damen, mit Tijana Bogdanovic und Patmat Abakarova in den Medaillenrängen. Mitfavoritin Lucija Zaninovic (Kroatien) auf der Setznummer 3 schied im Viertelfinale gegen die Französin Yasmina Aziez aus. Der Portugiese Rui Braganca, ebenfalls Setznummer 3, musste sich relativ überraschend Luisito Pie mit 4 : 1 beugen.

Der Deutsche Levent Tuncat, der als Nummer 6 gesetzt war, trat nicht an. Eine nicht ausgeheilte Trainingsverletzung erwies sich als zu gravierend, so dass Tuncat die schwerste Entscheidung seiner Karriere treffen musste und auf einen Start verzichtete.

Siegerehrung_Herren

Fotos: World Taekwondo Federation

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