Mythen rund um die Ernährung – Teil I

 

Machen wir Schluss mit den Halbwahrheiten und Falschaussagen!

Von Kevin Speer

Angetrieben durch Fitness-Magazine und die ungefilterte Informationsflut aus den Weiten des Internet, entstehen immer wieder Mythen und Falschaussagen, mit denen ab und zu einfach aufgeräumt werden muss. Entweder werden diese Mythen verbreitet, da sich die Autoren nicht tiefergehend mit bestimmten Themen auseinandergesetzt haben – oder sie werden bewusst nicht aufgeklärt oder sogar genutzt, um Ängste zu schnüren und Verkäufe für bestimmte Produkte anzukurbeln.

Besonders im Themenbereich der Ernährung wird häufig gepfuscht. So wurden beispielsweise als Antwort auf die steigende Fettleibigkeit in den USA in den 80ern die sogenannten LowFat Produkte auf den Markt gebracht: Produkte mit reduziertem Fettgehalt. Diese kamen am Ende durch den erhöhten Kohlenhydrat-Gehalt (für den Geschmack) auf eine in etwa ähnliche Kalorien-Zahl wie die nicht „LowFat“-Variante desselben Produkts und wurden zudem in größeren Mengen konsumiert, da sie ja „gesund“ waren. Sie brachten also nicht die Rettung – im Gegenteil, die Fettleibigkeit stieg in den USA weiterhin. Damit kommen wir auch schon zum ersten Mythos: Iss fettarm, um Fett zu verlieren.

 

Fett ist nicht böse

Eigentlich ist die Reduktion der Nahrungsfette nicht direkt eine Problematik für eine Diät. Die hohe Energiedichte (9 Kilokalorien pro Gramm Fett) führt relativ schnell dazu, dass wir eine hohe Menge an Kalorien zu uns nehmen. Doch was viele Menschen nicht beachten: Nahrungsfette sind für unsere Gesundheit extrem entscheidend, in besonderem Maße ungesättigte, wie auch, für manche verwunderlich, gesättigte Fettsäuren. Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren sollten in einem guten Verhältnis von circa 2:1 oder 3:1 aufgenommen werden. In Deutschland liegt dieses Verhältnis jedoch durch zu geringen Konsum von fettem Seefisch bei meist circa 8-10:1. Im richtigen Verhältnis wirken diese ungesättigten Fettsäuren entzündungshemmend und tragen gemeinsam mit den gesättigten Fettsäuren zu einer gesunden Hormonproduktion bei. Testosteron beispielsweise entsteht aus dem „ach so bösen“ Cholesterin. Würde dieses nicht gebildet werden, hätte das weitreichende und schwerwiegende Folgen für unseren Körper.

Wenn wir beim Thema Cholesterin sind, dann können wir direkt auch über die Thematik des Eier-Konsums sprechen. Kürzen wir das Ganze doch einfach ab: Gerne kannst Du sogar sechs oder mehr Eier täglich zu dir nehmen, es wird keinen negativen Einfluss auf deinen Körper oder deinen Cholesterin-Wert haben. Besonders wenn du im restlichen Verlauf des Tages auf eine ausreichende Zufuhr von hochwertigen Fettquellen achtest, so kannst du Dein Frühstücks-Rührei ohne Probleme genießen – ganz abgesehen von dem Fakt, dass lediglich zirka zwei Prozent des durch unseres Nahrung zugeführten Cholesterins durch den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.

Dennoch konnte bis heute noch kein wissenschaftlicher Zusammenhang zwischen Cholesterin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden werden. Ein zu hoher LDL-Wert (Low Density Lipoprotein) dagegen kann durchaus problematisch sein, sofern der HDL-Wert (High Density Lipoprotein) gleichzeitig zu niedrig ist. Haben Sie einen sehr guten und hohen HDL-Wert, so ist Ihr LDL-Wert fast irrelevant.

 

Eiweiß ist nicht schädlich

Bleiben wir beim zweiten Makronährstoff, dem Schweres vorgeworfen wird: Zu viel Eiweiß schädigt die Niere.

Oft mit Kraft- und Bodybuilding-Sportlern in Zusammenhang gebracht, wird einer hohen Menge Eiweiß nachgesagt, dass diese die Niere unnötig belastet. Die Niere ist eines unserer Reinigungs- und Entgiftungsorgane. Sie filtert unser Blut und scheidet nicht benötigte Stoffe über den Urin aus. Dabei wurde ganz klar festgestellt, dass eine Menge von vier Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht keinerlei Problem für unseren Körper darstellen, solange wir eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zu uns nehmen! Erfahrungsgemäß liegt der übliche Konsum in Deutschland leider sogar unter der empfohlenen Mindestmenge von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wer der Gesundheit seines Körpers Gutes tun möchte, der sollte mindestens 1,6-1,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich zu sich nehmen, als Sportler sogar eher 2,1 bis 2.3 Gramm. Dies bedeutet, dass ein 70 Kilogramm schwerer Sportler circa 154 Gramm Eiweiß täglich zu sich nehmen sollte, um alle Körperfunktionen im Bereich des Optimalen zu erhalten.

Eiweiß spielt nicht nur im Zusammenhang mit der Niere eine wichtige Rolle, sondern auch für unser wichtigstes „Detox-Organ“, die Leber. Oft besteht der Irrglaube, dass für die optimale Gesundheit regelmäßig „Detox-Phasen“ mit Smoothies und basischer Ernährung eingebaut werden sollten. Diese Phasen stellen jedoch eine große Belastung für den Körper und in diesem Zusammenhang besonders für die Leber dar, da die Leber Aminosäuren für ihre Organfunktion benötigt – ein Nährstoff, der meist in den Smoothies nicht enthalten ist. Stattdessen sind eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch oder Milchprodukte reich an Aminosäuren. Auch die basische Ernährung ist lediglich ein Marketing-Aufhänger: Der pH-Wert im Körper ist nicht regulierbar und durch verschiedene Puffersysteme gleichbleibend.

 

Im nächsten Artikel widmen wir uns einem sehr kritischen Thema: Den Mythen rund um Kohlenhydrate, Fruchtzucker und den Haushalts- oder Industriezucker.