Kids‘ TA: 9. Oktober ist Hangul-Tag

In diesem Monat können sich die Koreaner über einen besonderen Feiertag freuen: Hangul-Tag – den Feiertag zu Ehren des koreanischen Alphabets. Auch wenn es für uns ungewöhnlich klingt: Das ist ein richtiger Feiertag, an dem Schüler und Arbeitnehmer frei haben! Da stellt sich doch die Frage: Was hat es mit Hangul auf sich und warum ist es so wichtig?

Hangul hat einige ganz besondere Eigenschaften. So ist es von vorneherein sehr ungewöhnlich, dass man genau sagen kann, wann und von wem ein Alphabet eingeführt wurde – denn die meisten Schriften haben sich über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg entwickelt. Hangul gilt als jüngstes aller Alphabete und auch als schnellstes – bezogen auf die Zeit, in der es erlernt werden kann. Denn seine Erfinder hatten sich das Ziel gesetzt, eine Schrift zu entwickeln, die ein kluger Mensch an einem Vormittag erlernen kann und ein dummer Mensch innerhalb von zehn Tagen. Und tatsächlich: Auch wenn ein Vormittag ein wenig knapp bemessen ist – an einem Tag kann man die Schrift schon ganz gut erlernen.

Hangul umfasst zehn Vokale und 14 Konsonanten – also eine recht überschaubare Anzahl. Da die Schrift nicht aus dunklen, mythischen Vorzeiten herausgewachsen ist, sondern in der Neuzeit bewusst entwickelt wurde, liegen ihr Prinzipien zugrunde, an denen wir uns beim Erlernen orientieren können. So symbolisieren die Vokale die Erde, den Menschen und den Himmel in Form von langen horizontalen und vertikalen Strichen und einem Punkt – wobei der Punkt später zu dem heute gebräuchlichen kurzen Strich wurde. Die Konsonanten hingegen sollen die Stellung von Gaumen und Zunge beim Sprechen abbilden. Beim Schreiben werden die Buchstaben nicht einfach von links nach rechts aneinander gereiht. Stattdessen werden die Buchstaben zu Blöcken zusammengefasst, die jeweils der Silbe eines Wortes entsprechen.

Eine Schrift für die Bürger

König Sejong

Als Geburtstag des Hangul gilt der 9. Oktober 1443: An diesem Tag wurde die neue Schrift zunächst noch unter dem Namen Hunminjeongeum aus der Taufe gehoben.

Wie kam es dazu? Vor der Erfindung des Hangul wurden in Korea chinesische Schriftzeichen verwendet. Doch die chinesische und koreanische Sprache sind nicht verwandt. Die chinesische Schrift aber ist eine Silbenschrift, die der Sprache angepasst ist. Gleichlautende Silben haben nicht unbedingt das gleiche Zeichen, denn die Zeichen versuchen auch die Bedeutung des Wortes abzubilden, in dem sie vorkommen. Dies aufs Koreanische zu übertragen, war sehr beschwerlich. Dazu kommt, das die chinesische eine sehr komplizierte Schrift ist: Sei umfasst über 100.000 Zeichen und sogar um im Alltag zurecht zu kommen werden noch  1.000 bis 3.000 Zeichen benötigt. Das ist schon heute sehr schwierig zu erlernen – umso mehr im 15. Jahrhundert, als nur eine ganz kleine Oberschicht Zugang zu Schulen und Bildung hatte. In Korea gab es deshalb eine riesige Zahl von Analphabeten. Um möglichst vielen seiner Bürger das Lesen und Schreiben zu ermöglichen, initiierte König Sejong, der von 1418 bis 1450, regierte ein Schreibsystem, das einfach zu erlernen war: Hunminjeongeum – wörtlich: Die „richtige Schrift um das Volk zu unterrichten“. Später wurde dieses in Hangul umbenannt. Han bedeutet „groß“ und gul „Alphabet“ – zusammen also das „große Alphabet“.

Wissen ist gefährlich

Allerdings waren nicht alle Zeitgenossen erfreut über diese einfache, “bürgerliche” Schrift – vor allem konfuzianische Gelehrte wetterten dagegen und propagierten die chinesischen Schriftzeichen als einziges “wahres” Alphabet. Doch sie konnten nicht verhindern dass das Hangul rasch Anhänger gewann.  König Yeongsangun wollte die koreanische Schrift Anfang des 16. Jahrhunderts sogar abschaffen – denn Bürger, die Lesen und Schreiben können, sind allemal schwerer zu regieren als Unwissende.

Ein Nationalheld

Dieses Wort in Hangul geschriebene Wort habt Ihr sicherlich schon gesehen!

Heute wird Hangul hoch geschätzt – wie Ihr auch am Hangul-Tag sehen könnt – und gilt als Symbol für die koreanische Identität und Kreativität. König Sejong ist ein Nationalheld. Er ziert heute übrigens auch den 10.000-Won-Schein und wenn Ihr schon in Seoul wart, habt Ihr sicher sein Standbild auf dem zentralen Gwanghwamun-Platz  gesehen!