Unser Mann in Tokio
Alexander Bachmann

Dass der Stuttgarter Alexander Bachmann an den olympischen Taekwondo-Wettbewerben in Tokio teilnimmt, ist bereits seit Dezember 2019 bekannt. Denn damals konnte der deutsche Schwergewichtler beim Grand Prix Finale in Moskau die entscheidenden Punkte sammeln, um unter die ersten sechs der olympischen Rangliste zu kommen. Damit war seine Direktqualifikation für die Olympischen Spiele perfekt. Dieser Sieg war umso höher zu einzuschätzen, da sich Alex beim vorangegangenen Grand Prix in Tokio einen komplizierten Bruch an der Hand zugezogen hatte, der mit Drähten versorgt werden musste. Dementsprechend beeinträchtigt ging er in Moskau an den Start. Alex ist der einzige Deutsche, dem die Direktqualifikation gelang – weitere drei Sportler hatten die Gelegenheit, sich beim Olympiaqualifikationsturnier am 7. Und 8. Mai dieses Jahres in Sofia das Ticket für Tokio zu lösen. Da sich dort keiner der drei deutschen Starterinnen und Starter ins Finale vorkämpfte und qualifizierte ist klar: Alexander Bachmann wird der einzige deutsche Taekwondosportler in Tokio sein. Wir sprachen mit ihm und seinem Heimtrainer Vanja Babic über den Druck, der nun auf ihnen lastet und über die Vorbereitung auf Tokio.

TA: Mittlerweile ist klar, dass es nur einen deutschen Starter in Tokio geben wird: Alexander Bachmann. Ist der Leistungsdruck für Euch deshalb größer geworden?

Alex: Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass der ein oder andere Mannschaftskamerad sich für die Spiele in Tokio qualifiziert, aber leider bin ich der einzige, der für Deutschland an den Start gehen wird. Am Druck wird sich da nichts ändern, da Du auf der Fläche alleine stehen und für Deinen großen Traum kämpfen wirst. Ich glaube, an Deinem Kampftag blendest Du sowas einfach komplett aus.

Vanja: Der Druck ist ziemlich hoch, aber Alex kann gut damit umgehen und wir sind deshalb umso motivierter, eine 100-prozentige Ausbeute zu holen.

TA: Ihr habt beide eine Corona-Infektion überstanden. Wie hat sich Corona insbesondere auf Dich, Alex, ausgewirkt?

Alex: Zum Glück hatte ich einen recht milden Verlauf und keine Folgeschäden. Unglücklich war, dass es mich ausgerechnet unmittelbar vor der Europameisterschaft erwischt hat, sodass ich leider nicht zu 100 Prozent war.

TA: Wie bereitet Ihr Euch momentan auf Tokio vor?

Alex: Momentan sind wir in Stuttgart in meinem gewohnten Umfeld und geben hier Vollgas. Wir werden aber auch einige Sparringspartner aus meiner Gewichtsklasse besuchen, um mich bestmöglich auf meine Gegner vorzubereiten.

Vanja: Wir trainieren sehr intensiv und hart. Letztens gab es eine lustige Szene als Alex mit einigen Wasserflaschen ins Training kam und ich ihn gefragt habe, was er mit so viel Wasser will. Seine Antwort war: „Es ist heiß in der Hölle, ich werde durstig sein.“  Es sind noch Auslandstrainingslager und Trainingseinheiten im Stützpunkt Nürnberg mit ausländischen Trainingspartnern geplant. Wir werden fitter als je zuvor in Tokio auflaufen.

TA: Wisst Ihr schon mehr über die Organisation? Wann werdet Ihr nach Tokio reisen und wird eine Akklimatisierungsphase im Land möglich sein?

Vanja: Geplant ist, dass wir am 19. Juli – Alex Geburtstag – nach Tokio abreisen. Wir werden dort noch ein paar Tage Zeit haben, um uns zu akklimatisieren da am 27. Juli Kampftag ist.

TA: Ihr habt jetzt schon einige Turniere ohne Zuschauer erlebt. Auch die Olympischen Spiele sollen möglicherweise komplett ohne Zuschauer ausgetragen werden. Wie wirkt sich das auf Euch, auf die Aktiven aus?

Alex: Leider fehlt ohne die Zuschauer die Stimmung und das ganze Drum-Herum. Es kann für den ein oder anderen Sportler auch ein Vorteil sein, nicht vor so einem riesigen Publikum zu kämpfen. Ich nehme das ganze sportlich: Ob mit oder ohne Publikum spielt für mich ehrlich gesagt keine besondere Rolle.

Vanja: Ja, es ist schon anders ohne Zuschauer, aber wir haben uns schon daran gewöhnt. Außerdem wissen wir, dass ganz Deutschland vor dem Fernseher sitzen und uns positive Energie schicken wird. Für jede Unterstützung sind wir sehr dankbar.

TA: Noch vor Olympia werden in Deutschland die Finals21 stattfinden. Was denkt Ihr über dieses für Taekwondo neue Turnierformat

Vanja: Die Finals werden eine super Veranstaltung. Alex wird die Finals auch kämpfen, als Vorbereitungsturnier für Olympia. Wir freuen uns sehr darauf.

Alex: Ich finde die Finals sind ein starkes Event, um unsere Sportart zu präsentieren. Auch ich werde so kurz vor Olympia an den Finals21 teilnehmen und mein Bestmögliches geben, um unsere Sportart ehrenvoll zu vertreten.

TA: Gibt es etwas, das Ihr ergänzen möchtet?

Vanja: Wir werden sowohl bei der Vorbereitung als auch am 27. Juli alles geben, um ganz Deutschland glücklich zu machen und unsere Träume zu verwirklichen.  Ich möchte mich hier noch einmal bei der DTU bedanken, die uns eine perfekte Vorbereitung ermöglicht hat und uns in allen Belangen unterstützt. Ebenso danke ich der  TUBW, die uns Unterstützung bietet, wann immer wir sie brauchen. Ich danke ALLEN Mitwirkenden, es würde den Rahmen sprengen alle aufzuzählen. Was aber noch unbedingt erwähnt werden muss, ist dass ich den Sparringspartnern und meinem Vater Stojan Babic danke, die Tag für Tag da sind und alles geben, um Alex maximal zu unterstützen. Danke.

Alex: Dem kann ich mich nur anschließen. Ich wünsche außerdem den Lesern von Taekwondo Aktuell viel Gesundheit und  Durchhaltevermögen während der momentanen Covid-Pandemie.