Premiere in Tokio
Para-Taekwondo

Vom 2. bis 4. September finden erstmals Taekwondo-Wettbewerbe bei Paralympischen Spielen statt. Wir haben die wichtigsten Infos zu dieser lange erwarteten Premiere zusammengestellt.

Die Kategorien

Es gibt im Para-Taekwondo vier Sportklassen, K 41 Athleten haben eine Einschränkung oder Amputation von beiden Armen über dem Ellbogen. K 42 Athleten an einem Arm über dem Ellbogen, K 43 Athleten an beiden Armen unter dem Ellbogen und K 44 Athleten an einem Arm unter dem Ellbogen. Bei den Paralympics starten K 43 und K 44 Sportler gemeinsam in einer Paralympischen Kategorie. Es gibt je drei Gewichtsklassen für Damen (-49 kg, -58 kg und + 58 kg) und Herren (-61 kg, -75kg und +75kg). Nach den Paralympischen Spielen von Tokio werden neue Regeln in Kraft treten, die dann auch mehr Gewichtsklassen vorsehen: Je fünf im Bereich von -47kg und +65kg bei Damen sowie -58kg und +80kg bei Herren.

Die Regeln

Die Regeln des Paralympischen Taekwondo unterscheiden sich nur in wenige Punkten vom Olympischen. Kopftreffer sind verboten und werden mit einer Verwarnung bestraft. Fausttreffer sind erlaubt, geben aber keine Punkte. Ein Körpertreffer zählt zwei Punkte, einen Kick mit 180 Grad-Drehung drei Punkte und ein Kick mit 360-Grad-Drehung vier Punkte.

Die Teilnehmer

In Tokio werden 72 Sportler aus 37 Ländern teilnehmen, ein Sportler startet über das Refugee-Team.

Jeweils sechs Sportler pro Kategorie haben sich über das WT Para Taekwondo Ranking qualifiziert: Vier über das K44-Ranking und drei über das K 43 Ranking. Fünf Sportler haben sich ihren Platz über die Kontinentalen Qualifikationsturniere gesichert. Die übrigen Plätze (je einer pro Kategorie) gehen an die drei Sportler des Gastlands, die automatisch qualifiziert sind sowie an die drei Wildcard-Inhaber.

Wettkampftage in Tokio:

  1. September 2021: Damen K44 -49kg Herren K44 -61kg
  2. September 2021: Damen K44 -58kg Herren K44 -75kg
  3. September 2021: Damen K44 +58kg Herren K44 +75k

Die Stars

Das Internationale Paralympische Committee (IPC) benennt regelmäßig die „Ones to watch“ in den verschiedenen Sportarten. In der aktuellen Bestenliste des Para-Taekwondo finden sich eine ganze Reihe von Pionieren des Sports, die ihre Laufbahn mit einer paralympischen Medaille krönen möchten – aber auch Newcomer, die sich Corona zum Trotz in den Kreis der Favoriten gekämpft haben. Hier sind die Top Ten des IPC:

 

  • Amy Truesdale (Großbritannien) Damen K44 +58kg
  • Angelica Espinoza Carranza (Peru)  Damen K44 -49kg
  • Bolor-Erdene Ganbat (Mongolei) Herren K44 -61kg
  • Bopha Kong (Frankreich) Herren K43 -61kg
  • Ibrahima Sèye (Senegal) Herren K44 -75 kg
  • Juan Diego Garcia Lopez (Mexiko) Herren K44 -75kg
  • Lisa Gjessing (Dänemark) Damen K44 -58kg
  • Mehdi Pourrahnama (Iran) Herren K44 -75 kg
  • Silvana Mayara Cardoso Fernandes (Brasilien) Damen K44 -58kg
  • Vika Marchuk (Ukraine) Damen K43 -49 kg

Paralympische Geschichte des Taekwondo

Dieses Datum sollten sich Taekwondo-Fans merken: Der 31. Januar ist Para-Taekwondo-Day. Analog zum Taekwondo-Day am 4. September markiert dieses Datum den Tag, an dem Taekwondo ins Programm der Paralympischen Spiele von Tokio aufgenommen wurde – den 15. Januar 2015. Und ähnlich wie dem olympischen Taekwondo ist es auch Para-Taekwondo in Rekordzeit gelungen, Teil des wichtigsten und prestigeträchtigsten Multisportevents zu werden.
Denn die systematische Entwicklung des Sports begann erst 2006 mit der Gründung des Paralympischen Komitees des Weltverbands World Taekwondo Federation (heute WT). Im selben Jahr fand die erste Para-Taekwondo-Demo im Rahmen der gleichfalls ersten Poomsae-Weltmeisterschaft statt. Die erste Weltmeisterschaft für Athleten mit Einschränkungen oder Amputation der Arme folgte 2009 in Baku/Aserbaidschan, damals nahmen 38 Athleten aus 19 Ländern teil. Zehn Jahre und sieben Weltmeisterschaften später war die Zahl der Teilnehmer um ein Vielfaches gewachsen: bei den 8. Para-Taekwondo Weltmeisterschaften 2019 im türkischen Antalya starteten fast 400 Athleten aus 70 Nationen, allerdings einschließlich der Formenläufer. Sieben Nationen nahmen dort zum ersten Mal teil: Jordanien, Saudi Arabien, Senegal, Slowakei, Schweiz, Tansania und Uganda – ein klares Zeichen für das weltweit wachsende Interesse am Para-Taekwondo.

Neben Para-Kyorugi entwickelte sich auch Para-Poomsae für Sportler mit neurologischen, geistigen oder Sehbehinderungen, die ihren ersten großen internationalen Auftritt bei den Weltmeisterschaften 2014 in Moskau/Russland hatten. Para-Poomsae ist allerdings keine olympische Disziplin.

2013 wurde World Taekwondo (WT) vom Internationalen Paralympischen Komitee als Mitglied anerkannt. Am 31. Januar 2015 wurde Taekwondo – wie eingangs schon erwähnt – als Disziplin für die Paralympischen Spiele in Tokio bestätigt. Auch die Teilnahme in Paris 2024 ist bereits gesichert. Damit ist Taekwondo nach Judo die zweite Kampfsportart im paralympischen Programm.

Fotos: World Taekwondo