Taekwondo Defense
Das sagen die Teilnehmer:

Hält Taekwondo Defense was es verspricht? Wir fragten die Teilnehmern des 9-tägigen Taekwondo Defense Intensivseminars vom 9. bis 16. Januar 2022. Am Ende der Seite findet Ihr außerden eine Bildergalerie mit Impressionen vom Seminar und der Prüfung.

Taekwondo Aktuell: Wie unterscheiden sich Taekwondo Defense (TKDD) und klassisches Taekwondo?

Thomas Priermeier: Insgesamt durch kürzere, effizientere Bewegungen jenseits der reinen Lehre des Taekwondo. Bei Blöcken werden der Körper oder das Ziel ganz oder teilweise aus der Angriffslinie genommen. Kontertechniken werden nicht einzeln ausgeführt – es gibt keine „Endspannung“ – sondern grundsätzlich mehrere in schneller Folge.

Frank Steffen: Bei TKDD steht die Anwendbarkeit der Techniken in einer realen Situation im Vordergrund.

Maik Löhr: TKDD ist Taekwondo Selbstverteidigung im modernen Gewand. Die Grundtechniken des Taekwondo wurden an die Anforderungen auf der Straße angepasst. Der sportliche Wettkampf des Taekwondo – Wettkampf und Formen – spielt beim TKDD keine Rolle. Hier stehen Effektivität und realistische Anwendung im Vordergrund. Es zählt die Selbstverteidigung, die im jetzigen Taekwondo-Training eher stiefmütterlich behandelt wird. Die meisten Vereine haben ihre Schwerpunkte auf Formen und Wettkampf, hier werden die Techniken durch Regeln limitiert. Viele Techniken werden nur für die korrekte Ausführung geübt, nicht für die reelle Anwendung. Das ist bei TKDD genau umgekehrt.

Joshuar Piuma: Das klassische Taekwondo ist ein rein traditioneller Kampfsport. Als solcher ist Taekwondo geeignet und hält sich an strikte Regeln. Das TKDD hingegen ist rein anwendungsbezogen und arbeitet mit den Regeln der Straße. Es gibt keine strikten Abläufe oder Vorgaben, im Vordergrund stehen ganz klar die eigene Sicherheit und deren Verteidigung in jeder Situation.

Michael Bußmann: Das sogenannte klassische Taekwondo ist rein sportlich ausgerichtet. Es wird zwar Selbstverteidigung für Prüfungen verlangt, diese ist aber selten zweckmäßig und effektiv. Darüber hinaus ist sie auch optisch kein Aushängeschild für Taekwondo. Taekwondo Defense führt effektive Techniken zu einem dynamischen Selbstverteidigungsstil zusammen, der eigentlich nur noch rudimentär etwas mit dem klassischen Taekwondo zu tun hat. Man kann es als reine Selbstverteidigung oder auch als eigenständige Kampfkunst verstehen, je nach Ausrichtung des Trainers. Darüber hinaus kann TKDD auch die Selbstverteidigungslücke des normalen Taekwondo füllen.

Enrico Simon: TKDD ist schneller, direkter und zielgerichteter, ohne sportliche Regeln. Es ist darauf ausgerichtet schnellstmöglich den Gegner auszuschalten.

Werner Sefrin: Taekwondo Defense ist zweifellos die weiterentwickelte Form des Taekwondo. Es ist zeitgemäß umsetzbar in der Selbstverteidigung: Die Bewegungen sind kürzer und den Erfordernissen sich zu verteidigen angebrachter. Ich kann eine Übung, im Training, sofort in eine Verteidigungssituation einbauen und erlange somit ein größeres Verständnis für die Anwendung. Die Bewegungen sind bei Taekwondo Defense ökonomischer und bringen eine rasche Entscheidung zu meinen Gunsten. Durch Taekwondo Defense wird das Training selbst abwechslungsreicher und gibt das Gefühl, nie langatmig zu sein.

Leonhard Hanawitsch: Durch effizientere Techniken und kurze, schnellere Bewegungen sowie die Vermeidung von hohem Kraftaufwand.

Jan Graff: TKDD unterscheidet sich vom Taekwondo darin, dass die Techniken wirklich in einer Selbstverteidigungs-Situationen funktionieren. Die Techniken sind ohne Schnickschnack, kurz, hart, effektiv. Es gibt keine Regeln in einer SV-Situationen und daher verzichtet TKDD auf solche Floskeln wie vorher verbeugen oder dem Partner „schonmal den Arm reichen“, den er dann angreifen soll. Nach dem TKDD-Lehrgang wirken Hapkido oder andere SV-Systeme auf mich veraltet, überholt, zu langsam, zu ineffektiv.

Michael Heinrich: Ich würde es nicht so beschreiben, dass es ein Unterschied zum „normalen“ Taekwondo ist, sondern eine wesentliche Weiterentwicklung!
Unterschied, hieße, dass es etwas anderes ist. Aber der Name Taekwondo Defense sagt ja schon aus, dass die Möglichkeiten sich zu verteidigen aus dem Taekwondo heraus weiterentwickelt wurden. Sicher gibt es große Unterschiede in der Ausführung der Techniken, zum Beispiel weil Block- und Tritttechniken im Taekwondo – wie aus der Poomsae bekannt – großzügig und deutlich ausgeführt werden, was einer Selbstverteidigung, die ja schnell ausgeführt werden muss, nicht zuträglich ist.
Großmeister Kim hat uns anhand von Beispielen erläutert und gezeigt, dass die Techniken, die in der Verteidigung kurz ausgeführt werden, in ihrem Ursprung in den Techniken von Poomsae zu finden sind. Letztendlich bedeutet das, dass Taekwondo-Defense ein Füllhorn von Möglichkeiten aufzeigt, was alles im Taekwondo steckt. Man muss diese nur finden und verstehen und/oder gelehrt bekommen.

TA: Ist Taekwondo Defense realistisch – können die Techniken auch in der Realität angewendet werden?

Maik Löhr: Viele Techniken können leicht erlernt werden und können gut in der Selbstverteidigung Anwendung finden. Vor allem die SV mit Alltagsgegenständen wie Stift, Wasserflasche oder Rucksack sind gerade für Ungeübte schnell zu erlernen. Deshalb ist TKDD sehr realistisch und gut als Selbstverteidigungsform geeignet.

Georg Neise: TKDD ist sehr gut als realistische Selbstverteidigung konzipiert und sicherlich auch anwendbar.

Dietmar Brandl: Ein eindeutiges JA. Voraussetzung ist natürlich ein durchgehendes Training, vor allem mit Partnern. TKDD bietet vielfältige Variationen und Möglichkeiten der Verteidigung.

Sebastian Harbach: Meiner Einschätzung nach sehr. Neben allen Techniken finde ich, dass vor allem die Abwehrtechniken mit Stock gegen Messer für Vollzugskräfte eine Bereicherung sind.

Elke Höf: Meines Erachtens ja: Sie sind deutlich besser anwendbar als TKD Techniken.

Bernd Piuma: Eine absolut realistische Methode, gerade im Alltag gut anzuwenden.

TA: Wie möchtet Ihr Taekwondo Defense im Verein oder in Eurem eigenen Training einsetzen?

Frank Steffen: Seit dieser Woche [unmittelbar nach dem Seminar] in 1,5 Trainingseinheiten pro Woche. Die erste Trainingseinheit im Verein ist bei den Teilnehmern auf eine sehr positive Resonanz gestoßen.

Maik Löhr: Ich werde die Techniken in unseren SV-Training einsetzen und unterrichten. Bei Interesse kann ich mir auch gut vorstellen, es als eigenständiges System anzubieten.

Bernd Piuma: Das geht nach meiner Meinung nur als eigenständiges Training. Einzelne Sequenzen sind sicherlich ins traditionelle Training zu implizieren, das dem eigentlichen TKDD Training aber nicht gerecht.

Alfred Manthei: Wir werden einen Tag in der Woche nur Taekwondo Defense trainieren und zusätzlich einen Anfängerkurs anbieten.

Detlef Chabierski: Wir möchten Taekwondo Defense im Verein als Kurs anbieten.

Dietmar Brandl: Teile des Erlernten werden in die jeweiligen Hosinsul-Trainings im Verein einfließen. Hier vor allem Praxisbeispiele wie richtiges Tragen eines Rucksacks bei Gefahr, Messerabwehr sowie Blockbewegungen mit Stock oder anderen verwendbaren Utensilien.
Was mir aber in naher Zukunft vorschwebt, ist ein eigener TKDD-Verein oder reine Selbstverteidigungsseminare auf Basis des TKDD. Denn TKDD Techniken eignen sich auf für „nicht sportliche“ oder ältere Menschen zur Verteidigung. Es ist vor allem im Anfangsstadium kaum Dehnung erforderlich. Somit ist eine neue Kundenschicht ansprechbar. Die zum normalen Taekwondo veränderte Ausführung von Schlag- und Blocktechniken lassen sich außerdem besser in einem eigenen Training vermitteln und es kommt somit nicht zum Vermischen der Techniken.

Enrico Simon: Wenn möglich einmal wöchentlich als eigenständige Stunde sowie immer wieder in den einzelnen Taekwondo-Trainingseinheiten.

Jan Graff: Für das TKDD möchte ich eine eigene neue Gruppe aufbauen. Ich werde versuchen ganz neue Mitglieder zu werben und die Mitglieder, die schon Taekwondo betreiben, werde ich versuchen für TKDD zu begeistern.

Michael Scherer: Wir werden es in unserem Verein voraussichtlich einmal pro Woche anbieten. Wir werden es nicht ins Taekwondo-Training integrieren, sondern es wird eine eigene TKDD-Trainingsstunde geben.

Andreas Thiel: Man muss eine Balance zwischen klassischem Taekwondo und Taekwondo Defense im Vereinsleben installieren – was sicherlich eine Herausforderung ist. Das klassische Taekwondo ist geprägt von Poomsae und Kampf. Was aber fehlt ist der Ursprung der Kampfkunst, die Selbstverteidigung. Daher ist für mich Taekwondo Defense, eine gute und realistische Selbstverteidigung, die man ins klassische Training mit hinein nehmen kann und sollte.

TA: Was ist die wichtigste Erfahrung oder sind die wichtigsten Erfahrungen, die Ihr von den neun Tagen mitnehmt?

Thomas Priermeier: Lockerer sein ohne Endspannung oder Fokus in den Techniken – und damit schneller. Nicht stoppen: Kontertechniken müssen als schneller Fluss von mehreren Techniken angewendet werden um Sicherheit zu bieten. Mehr Kontrolle durch Atmung, um explosive Techniken mit kurzen Wegen zu ermöglichen. Und: Wir sind bei aller Mühsal ein prächtiges Team geworden!

Frank Steffen: Wie bekannte Taekwondo-Techniken abgewandelt realistisch eingesetzt werden können – und das auch in der Nahdistanz. Wie die Effektivität von Techniken in der Nahdistanz erhöht werden kann. Das Erlernen von “Kombinationstechniken”, zum Beispiel eines Fauststoßes aus einer Blocktechnik heraus.

Georg Neise: Eine neue Erfahrung sind sicherlich schon die Grundtechniken im TKDD. Die besondere Art der Ausführung von Schlägen, Blöcken, Tritten und die Schrittarbeit, welche effektiver und effizienter sind als die bisher bekannten. Als Weiteres wären da die Messertechniken, die wohl – mir fehlt dazu glücklicherweise die Erfahrung – auch realistisch anwendbar sind. Weiterhin eine einfache Art der Verteidigung mit dem Kurzstock, die sich aber ebenso mit anderen Gegenständen umsetzten lässt.

Joshuar Piuma: Die Grundkenntnisse des Taekwondo sind sehr wichtig, da TKDD darauf aufbaut und diese erweitert. Dennoch ist es eine eigenständige Sparte mit sehr großem Potential und sollte daher auf jeden Fall ernst genommen werden.

Detlef Chabierski: Dass man offen für alles Neue sein muss. TKDD ist eine Sportart, die  durch ihre Schnelligkeit, Kreativität und Dynamik begeistert.

Sandra Richter: Weniger eine Erfahrung, eher eine Erkenntnis: Wie man die Schnelligkeit in der Ausführung von den Schlägen und Blöcken durch Änderung im Bewegungsablauf verbessern oder  steigern kann.

Michael Bußmann: Die Effektivität der Techniken liegt im Detail, das kann kein Video oder Buch ersetzen.

Dietmar Brandl: Endlich wieder etwas für mich selbst gemacht zu haben. Das Seminar hat meinen Kampfsport-Horizont wieder erweitert. TKDD ermöglichte mir, aus alten Mustern auszubrechen und Bekanntes zu hinterfragen oder umzulernen.

Josef Loderer: Die direkten und kurzen, schnellen Wege bei Abwehr- und Angriffstechniken

Andreas Thiel: Die wichtigste Erfahrung für mich war, dass man selbst als erfahrener Trainer noch einmal in höchster Form gefordert worden ist und dass alle Trainer, die daran teilgenommen haben, als Gruppe zusammengeschweißt worden. Somit ist eine sehr gute Gruppendynamik entstanden – auch wenn es, nicht immer schmerzfrei war, Wir haben uns gegenseitig sehr motiviert!

TA: Gib es etwas, das Ihr gerne ergänzen möchtet?

Georg Neise: Es war ein gelungenes, sehr gutes und intensives Seminar. Hat viel Spaß gemacht.

Joshuar Piuma: Es ist gut, dass sich beim traditionellen Taekwondo etwas tut und verändert. TKDD ersetzt nicht die Tradition, sondern setzt sie fort, erweitert sie und überschreitet vor allem die Schwelle zwischen traditionellem Kampfsport mit Regeln und praktisch anwendbarer Selbstverteidigung in jeder Situation.

Sebastian Harbach: Für meine Arbeitsebene fände ich Techniken bei Bedrohungen mit Schusswaffe sinnvoll. Dass es in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern weniger zu Schusswaffengebrauch kommt, ist mir bewusst und ich verstehe die Einschätzung anderer Teilnehmer, dass solche Techniken in Deutschland eher weniger relevant sind. Dies bezieht sich eben auf meine Arbeitsebene.

Werner Sefrin: Diese neun, doch anstrengenden Tage, hatten Auswirkung auch auf mentaler Seite. Du veränderst deine bisher gemachten Erfahrungen und passt diese nach und nach an dieses neue System an. Es beginnt ein andauernder Abgleich mit den Erfahrungen, die du im traditionellen Taekwondo gemacht hast. Für mich persönlich ergab das Defense einfach mehr Effektivität im Bereich des Hosinsul. Aber auch die klare Einsicht, dass ich langjährige Bewegungserfahrungen, in einem ebenso längeren Trainingsprozess, neu erlernen muss. Da hat es ein Anfänger einfacher, er hat diese Erfahrungen nicht sammeln können und muss sich auch nicht umstellen.

Michael Scherer: Mir hat gut gefallen, dass zum Beispiel auf „Schwachstellen“ im TKD aber auch in anderen Systemen hingewiesen wurde.

Michael Heinrich: Dass Taekwondo doch eine ungeahnte Vielzahl von Möglichkeiten bietet, die ich so noch nicht wahrgenommen habe. Und vor allem, dass ich noch viel lernen kann! Für mich war es eine ganz besondere Erfahrung, weil man sich anfangs wie ein Weißgürtel gefühlt hat, was sicherlich schon 20 Jahre zurückliegt. Letztlich hat man bei null angefangen! Daher musste man sich ziemlich hart durchbeißen.

Und hier noch ein Feedback des „Wochenend-Teilnehmers“ Matthias Merkle aus dem Internetforum Kampfkunst-Board

Kurzes Feedback und Fazit gleich vorab: Ich komme zu 1000 Prozent wieder und kann es nur empfehlen!!
Beim nächsten Seminar im April werde ich wieder mit dabei sein, zwar auch wieder nur für ein Wochenende, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Wir haben sehr viel Zeit mit Blocktechniken und Schlagtechniken verbracht. Diese wurden später in Drills eingebaut und ich muss sagen, der Bezug zur Realität war immer gegeben. Keine toten Bewegungsmuster, kein: Partner macht einen Angriff und ich mache zehn Techniken. Es wurde immer Wert auf Winkelarbeit, Deckung und Anwendbarkeit gelegt.
Was mir als altem Taekwondo-Hase gefallen hat: TKDD versucht das Rad nicht neu zu erfinden, bringt aber Realität und Anwendbarkeit in die Taekwondo-Techniken zurück. Bestes Beispiel sind hier die Blocktechniken und Fußstellungen die eigentlich in der Praxis nicht anwendbar sind. Mit gewissen Modifikationen waren sie dann jedoch umsetzbar. Und ich muss gestehen, diese Art der Anwendung von Blocktechniken habe ich so noch nie gesehen.
Es waren auch Leute aus dem Hapkido dabei und Meister Kim hat viele Ansätze und Denkanstöße für die Art ihres Trainings gegeben. Er kritisierte auch die veralteten Denkmuster in Richtung Einschrittkampf und ähnliches. Gerade was Hebeltechniken angeht, bin ich in der Praxis sonst eher skeptisch und muss sagen, hier hat er genau meine Denkweise getroffen. Er fragte oft „why“ und zeigte dann warum etwas in der Praxis so nicht funktionieren würde oder wie man es besser machen könnte.
Er arbeitet frei und auch wenn er „verkehrt“ angegriffen wurde, waren sofort neue Antworten parat. Er lebt diesen Stil und zeigte uns auch Videos die vom Kukkiwon gemacht wurden, das war schon erste Sahne an Qualität.
Zu Meister Kim selbst: Er hat einen Wahnsinns-Speed und ist extrem präzise. Er liebt „leichten“ Kontakt 🙂 – das macht ihn sehr sympathisch.
Und ich muss sagen, er hat sich bei allen Teilnehmern sehr viel Zeit genommen und sie immer korrigiert. Er ist schon ein kleiner Perfektionist. Ich habe viele Anregungen mitgenommen und werde bis April weiter daran feilen. Das Beste für mich jedoch ist, dass er genau meinen Stil wiedergibt und ich weiter als Kampfkünstler mit anderen Stilen wachsen und lernen kann.