Damals… im September

Vom 17.  bis 20. September 1988 fanden die Taekwondo-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen von Seoul statt. Taekwondo war damals Demonstrationssportart.

Einen Vorgeschmack gab die Eröffnungszeremonie, bei der 1.000 Sportler Taekwondo vorführten – bis heute eines der ikonischen Bilder der Taekwondogeschichte. Zur Wirkung trug sicherlich bei, dass die Eröffnungszeremonie von Seoul die letzte war, die bei Tageslicht stattfand – ein krasser Unterschied zu den High-Tech-Shows moderner Spiele.

Als Gastland hatte Korea außerdem ein Anrecht darauf, „seinen“ Sport ins Programm zu nehmen. Von der Weltöffentlichkeit wurde Taekwondo in Seoul durchaus wohlwollend aufgenommen, aber daran, dass es reguläre olympische Disziplin werden könnte, dachten viele nicht im Traum „Obwohl der Sport weltweit wächst, dürfte er Probleme haben in die offizielle olympische Familie aufgenommen zu werden. Er ist in Barcelona 1992 wieder dabei aber noch nicht einmal in der engeren Wahl für den Medaillen-Status, wo Olympische Offizielle bereits von Kürzungen sprechen“, schrieb etwa die New York Times.

Ein Hemmschuh war sicherlich die extrem starke koreanische Prägung des Sports, denn nicht nur die koreanischen Organisatoren und Offiziellen des Weltverbands dominierten das Geschehen, auch die anderen Nationen entsandten zahlreiche Auslands-Koreaner als Coaches, Teilnehmer und auch als Kampfrichter. „Nur etwa 30 Prozent waren Nicht-Koreaner“, erinnert sich Reza Zadehmohammad, der als Kampfrichter knapp daran vorbeischrammte, einen Skandal zu produzieren – war er doch Center Referee im einzigen Herren-Finale, das nicht an Korea ging. Die Tatsache, dass Korea sieben von acht Herrentiteln gewann, war zwar – soweit sich das im Rückblick feststellen lässt – eher der extremen sportlichen Dominanz Koreas als parteiischen Unparteiischen geschuldet. Trotzdem trug es nicht dazu bei, die internationale Sportwelt für Taekwondo zu erwärmen.

In der Taekwondo-Szene hingegen war man bereits 1988 zuversichtlich: „Es war ja bereits bekannt, dass Taekwondo in Barcelona 1992 zum zweiten Mal ans Demonstrationssportart dabei sein würde, obwohl dieser Fall in den olympischen Regularien nicht vorgesehen war. Dazu war uns bekannt, dass Un Yong-Kim sportpolitisch großen Einfluss und engen Kontakt zur IOC-Führung hatte. Natürlich haben wir uns deshalb große Hoffnungen gemacht“, erinnert sich der heutige Präsident der Taekwondo Union Baden-Württemberg Wolfgang Brückel der als international Referee in Seoul war. Diese Hoffnungen wurden nicht enttäuscht: Bei der 103. IOC Session in Paris 1994 wurde Taekwondo in den Kreis der olympischen Disziplinen gewählt – eine Entwicklung, die ohne die Spiele von Seoul nicht möglich gewesen wäre.